Elektromobilität – Unterschätzter Baustein für die Energiewende?
Die Elektromobilität allein reicht nicht für die Energiewende. «Es benötigt zusätzliche fossil-freie Technologien und ein angepasstes Energieverhalten der Menschen», so Zentralpräsident Giovanni Crupi bei Swiss Engineering STV.
Ob die Elektromobilität ein unterschätzter Baustein für die Energiewende ist, haben die Expertinnen und Experten der Tage der Technik am 29.09.2022 in Dübendorf sehr unterschiedlich beantwortet. Klar ist, dass die Elektromobilität ein wichtiger Bestandteil ist. Für die Wende jedoch reicht sie allein nicht aus. Der Fokus muss weltweit auf den vollständigen Umstieg auf erneuerbare Energien wie Photovoltaik, synthetische Kraftstoffe und Windenergie gelegt werden.
Elektrisch Richtung Netto-Null?
Christian Bach, Abteilungsleiter Fahrzeugantriebssysteme bei der Empa ist überzeugt, dass es nur mit einer Kombination aller fossil-freien Mobilitätstechnologien rasch genug gelingt, die fossile Energie im Strassenverkehr zu ersetzen. Dazu zählen die Elektromobilität, Wasserstoffmobilität sowie biogene und die synthetischen Treibstoffe.
«Anhand aktueller Marktentwicklungen wird die Zukunft des Landverkehrs vor allem elektrisch sein», so Christoph Schreyer, Leiter der Sektion Energieeffizienter Verkehr des BFE. Dies könne in bestimmten Einsatzbereichen im Schwerverkehr auch der Wasserstoff-Antrieb sein: «Synthetische Treibstoffe und Wasserstoff werden in Zukunft vor allem dort eingesetzt werden, wo eine direkte Elektrifizierung nicht möglich ist, z.B. im Luft- und Schiffsverkehr». Dabei sei der Ausbau erneuerbarer Energien die zentrale Voraussetzung für die weitere Entwicklung. Die Elektrifizierung des Privatverkehrs sieht Marina González Vayá, Leiterin New Technology der EKZ als ein wichtiger Pfeiler. Auf die Frage, ob alle Elektroautos gleichzeitig geladen werden können: «Mit Tarifanreizen und Lademanagement lässt sich der Bedarf für den Netzausbau reduzieren. »
Ladekonzepte und -regelungen elektrischer Fahrzeuge
«Die Anforderungen an Batteriesysteme sind für Busse im öffentlichen Personen-Nahverkehr weit höher als für private PKWs», führt Beat Guggisberg aus. Er ist Leiter Energiespeichersysteme bei ABB Schweiz, Divison Traction. Für den Einsatz bei Elektrobussen würden unterschiedliche Konzepte zum Einsatz kommen. Für Busse ist das von Marco Piffaretti (Mitbegründer und VRP bei sun2wheel AG) vorgestellte «Vehicle to Grid»-Konzept (V2G) nicht sinnvoll. Für e-PKWs hingegen schon, da sie bis zu 23 Stunden pro Tag stehen. Dieses «Vehicle to Grid»-Konzept wird beim Pilot- und Demonstrationsprojekt «V2X-Suisse» in die Praxis umgesetzt und bis Ende 2023 mit 50 Mobility-Fahrzeugen getestet.
Fazit
Welche Technologie für die Energiewende ausschlaggebend sein wird, wird sich zeigen. Mit der Empa und der SATW haben wir starke Partner in der Wissenschaft und der Forschung. Swiss Engineering, der Berufsverband der Ingenieurinnen und Ingenieure, stellt die Verbindung zwischen den Wissenschaften, der Forschung und der Industrie (vertreten durch Swissmem) sicher. Die Ingenieur:innen entwickeln Lösungen und die Produkte für uns, für die Menschen.
Beitrag von: Uschi Roth
Bildquelle: Nicolas Zonvi